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Samstag, 19 Januar 2019 11:18

KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Herbstblues bei den kleinen und mittleren Unternehmen

Die Stimmung der deutschen Mittelständler kühlt im November merklich ab, nachdem sie sich im Oktober noch überraschend stabil präsentiert hatte. Damit vollziehen die kleinen und mittleren Unternehmen mit einem Monat Verzögerung - und in gedämpftem Ausmaß - den vor allem erwartungsgetriebenen, kräftigen Geschäftsklimaverfall bei den Großunternehmen nach, die sich ihrerseits im November wieder geringfügig erholt haben.

Konkret fällt das Geschäftsklima im Mittelstand um 3,4 Zähler auf jetzt 14,5 Saldenpunkte, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer anzeigt.

Im langfristigen Vergleich ist dies noch immer ein sehr gutes Ergebnis, vor allem dank der Lagekomponente: Zwar beurteilen die Mittelständler ihre aktuelle Geschäftslage um 2,6 Zähler schlechter als im Oktober. Das aktuelle Niveau von 26,5 Saldenpunkten zählt aber noch immer zu den Top-10-Prozent der Lageurteile seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005. Die Geschäftserwartungen der Mittelständler fallen um deutliche 4,0 Zähler, halten sich aber mit 3,4 Saldenpunkten nach wie vor klar oberhalb der Nulllinie, die dem langfristigen Durchschnitt entspricht.

Bei den Großunternehmen zeigt das Geschäftsklima im November zaghafte Ansätze einer Erholung, nachdem es im Vormonat deutlich nach unten gerauscht war. Die Lageurteile verbessern sich minimal um 0,2 Zähler auf 16,9 Saldenpunkte. Gleichzeitig hellen sich die Erwartungen um bescheidene 0,6 Zähler auf nun -1,4 Saldenpunkte auf. Insgesamt zieht das Geschäftsklima der großen Firmen dadurch geringfügig um 0,4 Zähler auf 7,3 Saldenpunkte an. Das ist an sich kein schlechtes Resultat, aber deutlich weniger als im Mittelstand. An der weit geöffneten Stimmungsschere, die sich seit dem vergangenen Frühling zulasten der großen exportorientierten Unternehmen aufgetan hat, wird deutlich, dass es die etwas ins Stottern geratene Weltkonjunktur und vor allem die zahlreichen internationalen Unwägbarkeiten wie US-Protektionismus, Brexit und der Haushaltsstreit Italiens mit der EU sind, die zurzeit die wirtschaftliche Entwicklung belasten. Die Großunternehmen mit ihrer stärkeren Ausrichtung auf ausländische Märkte sind hier besonders sensitiv und spüren solche Einflüsse frühzeitig. Die Mittelständler, die häufig eher indirekt über Liefer- und Leistungsverflechtungen sowie über Nachfrageeffekte von außenwirtschaftlichen Entwicklungen betroffen sind, regieren mit entsprechender Verzögerung.

"Der gegenüber den großen Firmen leicht verzögert im Herbst einsetzende Blues im Mittelstand mag für die Jahreszeit typisch sein. Als Vorbote eines langen und frostigen Konjunkturwinters taugt er jedoch nicht", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Dafür seien die Niveaus nahezu aller Indikatoren des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers viel zu gut und auch andere harte monatliche Konjunkturindikatoren wie die Auftragseingänge in der Industrie und die Autoproduktion starteten mit Rückenwind in das vierte Quartal. "Die fetten Jahre mit Realwachstumsraten von 2 % oder mehr wie noch 2017 sind zwar erst einmal vorbei. Deutschland dürfte aber noch immer im Tempo seines Wachstumspotenzials und somit ziemlich unaufgeregt weiter wachsen - zumindest wenn die vielen Risiken im europäischen und internationalen Umfeld halbwegs beherrschbar bleiben." KfW Research prognostiziert für das laufende Jahr und auch für 2019 ein Wirtschaftswachstum von 1,6 %.