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Dienstag, 15 Juli 2025 13:21

Kanalreinigung und Kanalsanierung – Notwendigkeit oder Übertreibung?

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Rohrreinigung in der Küche mit Spirale Rohrreinigung in der Küche mit Spirale Pressematerialien

Abwassersysteme gehören zu jenen Einrichtungen, die im Alltag kaum wahrgenommen werden – bis ein Problem auftritt. In Häusern, Wohnanlagen, öffentlichen Gebäuden oder Industrieanlagen sorgt ein funktionierendes Kanalsystem für die sichere Ableitung von Abwasser und damit für Hygiene und Gesundheit. Doch wenn es zu einer Verstopfung kommt, sich Abwasser zurückstaut oder unangenehme Gerüche auftreten, kann der normale Tagesablauf schnell gestört sein.

 

Viele Eigentümer und Hausverwalter stellen sich dann die Frage: Ist eine regelmäßige Reinigung der Abwasserleitungen wirklich notwendig oder doch übertrieben? Dieser Artikel klärt auf, warum eine rechtzeitige Kanalreinigung nicht nur sinnvoll, sondern oft auch wirtschaftlich ist – und welche Rolle Kanalsanierung, insbesondere grabenlose Kanalsanierung und moderne Rohrsanierung, dabei spielen.

Wie funktioniert die Kanalisation und wo entstehen Probleme?

Eine Abwasseranlage besteht aus einem Netz von Rohrleitungen, Formstücken, Revisionsschächten und Übergabestellen, das Schmutz- und Regenwasser aus Gebäuden zu städtischen Kläranlagen oder privaten Sammelsystemen ableitet. In Wohnhäusern erfolgt die Ableitung in der Regel über Schwerkraft, wobei das Abwasser aus Küche, Bad, WC und Hauswirtschaftsräumen über Fallrohre in die Grundleitung gelangt.

Probleme entstehen meist dort, wo sich im Laufe der Zeit Ablagerungen bilden: Fett, Haare, Speisereste, Hygieneartikel oder aggressive Chemikalien setzen sich in den Leitungen fest und verringern den Querschnitt. Der Abfluss verlangsamt sich, unangenehme Gerüche steigen auf und es drohen Rückstaus. In solchen Fällen kann eine Rohrsanierung notwendig werden, wenn die Schäden über bloße Ablagerungen hinausgehen.

Oft entwickeln sich diese Probleme schleichend. Besonders horizontale Leitungen oder Rohrstücke mit geringem Gefälle sind anfällig für hartnäckige Ablagerungen. Ohne professionelle Maßnahmen lassen sich diese nur schwer entfernen und führen langfristig zu ernsthaften Schäden.

Professionelle Rohrreinigung – Methoden und Anwendungsfälle

Moderne Dienstleister für Rohr- und Kanalreinigung arbeiten mit hochspezialisierten Geräten und Verfahren, um Verstopfungen effektiv und schonend zu beseitigen. Die häufigsten Methoden sind:

  • Hochdruckspülung (hydrodynamisch) -Mittels spezieller Düsen wird Wasser unter hohem Druck in die Leitung eingebracht. Die starke Strömung löst selbst harte Ablagerungen und spült sie bis zum nächsten Schacht. Besonders bei Fettablagerungen ist diese Methode effektiv und materialschonend.
  • Mechanische Rohrreinigung -Mit rotierenden Spiralen oder Kettenschleudern werden Verstopfungen mechanisch entfernt. Diese Technik eignet sich vor allem für kleinere Rohrdurchmesser oder punktuelle Blockaden.
  • TV-Inspektion -  Kleine Kameras ermöglichen eine präzise Analyse der Rohrleitungen. Schäden, Wurzeleinwuchs oder Risse lassen sich so genau lokalisieren. In Kombination mit Ortungssystemen kann die exakte Position eines Schadens festgestellt werden – eine wichtige Grundlage für spätere Rohrsanierung oder Kanalsanierung.

Eine professionelle Reinigung ist sinnvoll:

  • bei wiederkehrenden Verstopfungen,
  • nach Rückstaus oder Überflutungen,
  • bei Verdacht auf Rohrschäden oder -einbrüche,
  • im Rahmen von Kauf oder Verkauf von Immobilien,
  • als vorbeugende Maßnahme – insbesondere bei älteren oder stark beanspruchten Systemen.

Wartung und vorbeugende Maßnahmen

Wie bei allen technischen Anlagen gilt auch für die Abwasserleitungen: Regelmäßige Wartung verlängert die Lebensdauer und beugt Ausfällen vor. Besonders in Mehrfamilienhäusern, Gewerbebetrieben oder Gastronomieobjekten kann sich eine vorausschauende Kanalpflege wirtschaftlich auszahlen.

Empfohlene Reinigungsintervalle:

  • Einfamilienhäuser: alle 2–3 Jahre,
  • Mehrfamilienhäuser: jährlich oder alle 2 Jahre,
  • Gastronomiebetriebe: alle 3–6 Monate,
  • Industriebetriebe: individuell nach Nutzungsgrad und Vorschrift.

Warnsignale für eine drohende Verstopfung:

  • Gluckernde Geräusche aus dem Abfluss,
  • Langsam ablaufendes Wasser,
  • Wiederkehrende unangenehme Gerüche,
  • Rückstau in unteren Etagen oder Kellerräumen,
  • Feuchtigkeit oder Wasseraustritt an Revisionsöffnungen.

Wer bei ersten Anzeichen handelt, kann aufwändige Sanierungen vermeiden. Auch Versicherungen fordern im Schadensfall zunehmend Nachweise über regelmäßige Wartung – z. B. durch Videoaufzeichnungen oder Reinigungsprotokolle.

Kanalsanierung – wenn Reinigung allein nicht mehr reicht

Nicht immer reicht eine Reinigung aus, um das Problem zu lösen. In vielen älteren Gebäuden oder durch falsche Nutzung kann es zu Rissen, Undichtigkeiten oder kompletten Rohrbrüchen kommen. Dann ist eine umfassende Kanalsanierung oder Rohrsanierung notwendig.

Heutzutage stehen verschiedene grabenlose Verfahren zur Verfügung, mit denen beschädigte Leitungen saniert werden können, ohne Straßen aufreißen oder Böden aufstemmen zu müssen. Beispiele für solche Methoden sind:

  • Kurzliner-Verfahren - Bei kleineren Schäden wird ein harzgetränkter Gewebeschlauch punktuell eingebracht und an der Schadstelle ausgehärtet.
  • Schlauchlining (Inlinerverfahren) - Eine flexible, mit Harz getränkte Schlauchleitung wird über längere Strecken in das Altrohr eingebracht und dort ausgehärtet. Dies stellt die Statik und Dichtheit der Leitung wieder her.
  • Rohrrelining - Ähnlich dem Inlinerverfahren, jedoch mit teilvorgefertigten Formteilen.

Diese modernen Verfahren der grabenlosen Kanalsanierung sind nicht nur schneller und kostengünstiger, sondern auch umweltschonender als konventionelle Tiefbauarbeiten. Sie reduzieren den Eingriff in die Bausubstanz und verkürzen die Ausfallzeiten deutlich. Vor jeder Sanierung steht allerdings die genaue Analyse mittels TV-Inspektion und oft auch Dichtheitsprüfung.

Die regelmäßige Reinigung und – bei Bedarf – Sanierung von Abwasserleitungen ist ein unverzichtbarer Bestandteil nachhaltiger Gebäudebewirtschaftung. Nur wer frühzeitig handelt, kann größere Schäden verhindern und langfristig Geld sparen.

Moderne Reinigungsverfahren und grabenlose Rohrsanierungen bieten effiziente Lösungen für fast jedes Problem im Kanalsystem – ob im Einfamilienhaus, im Altbau oder in großen Wohnanlagen. Für Eigentümer, Hausverwalter und Facility Manager gilt daher: Vorsorge ist besser (und günstiger) als Nachsorge.

Eine funktionierende Kanalisation bleibt zwar unsichtbar – aber ihre Bedeutung ist fundamental. Regelmäßige Wartung, sorgfältige Reinigung und rechtzeitige Kanalsanierung, idealerweise durch grabenlose Verfahren, sichern den Werterhalt von Immobilien und das Wohlbefinden der Nutzer gleichermaßen.

Letzte Änderung am Dienstag, 15 Juli 2025 13:29