So funktioniert das Modell
Die Idee ist einfach. Seniorinnen und Senioren mit freiem Wohnraum öffnen ihre Tür für Studierende. Diese wohnen dort kostenfrei oder zu stark reduziertem Preis. Im Gegenzug helfen sie im Alltag. Es geht dabei nicht um Pflege, sondern um alltägliche Unterstützung und soziale Nähe.
Beispiele für Hilfeleistungen:
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Einkäufe erledigen oder Pakete abholen
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Unterstützung bei Internet, Handy oder Tablet
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Zeit für Gespräche, Vorlesen oder Gesellschaftsspiele
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Kleine Reparaturen oder Begleitung zum Arzt
Begleitet wird das Projekt von sozialen Trägern und freiwilligen Initiativen. Die Stadt Göttingen, lokale Verbände und die Universität sind mit im Boot. Informationsabende, Vermittlungsgespräche und vertragliche Rahmenbedingungen sorgen für Klarheit auf beiden Seiten.
Wer macht mit – und warum
Seniorinnen und Senioren, die am Projekt teilnehmen, sind oft alleinstehend oder verwitwet. Sie leben seit Jahren in derselben Wohnung und wünschen sich neuen Kontakt. Manche haben keine Familie in der Nähe. Andere wollen bewusst einen Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Auch für Studierende ist das Modell attraktiv. Wohnraum ist knapp – und teuer. Ein Zimmer in einer ruhigen, möblierten Wohnung ist ein echtes Plus. Wer aus dem Ausland oder einer anderen Stadt kommt, findet auf diese Weise nicht nur ein Zuhause, sondern auch Anschluss.
Tabelle - was beide Seiten gewinnen
Vorteil | Für Seniorinnen | Für Studierende |
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Gesellschaft im Alltag | Weniger Einsamkeit, mehr Austausch | Gesprächspartner, neue Perspektiven |
Sicherheit | Jemand ist im Haus | Gefühl von Zugehörigkeit |
Hilfe im Haushalt | Kleine Dinge gemeinsam erledigen | Dankbarkeit und Wertschätzung |
Günstiger Wohnraum | – | Weniger finanzielle Belastung |
Neue Generation erleben | Kontakt zur Jugend, Impulse von außen | Einblick in ein anderes Lebensmodell |
Zitate aus bestehenden Wohngemeinschaften zeigen, wie gut das Modell funktioniert:
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„Seit er hier wohnt, ist es nie still. Und das ist schön.“
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„Ich koche jetzt für zwei. Und das macht wieder Spaß.“
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„Sie erinnert mich an meine Enkelin – aber wohnt wirklich da.“
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„Ich spare Miete und bekomme Lebensgeschichten gratis dazu.“
Alltag mit Mehrwert
Die Erfahrung zeigt: Das Modell funktioniert dann besonders gut, wenn gegenseitiger Respekt vorhanden ist. Der Alltag wird nicht erzwungen, sondern gemeinsam gestaltet. Niemand ist Betreuer oder Gast – man lebt miteinander.
Typische Erlebnisse in solchen Wohnpartnerschaften:
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Gemeinsames Frühstück oder Abendessen
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Fernsehabende, Kartenspiele, Gartenarbeit
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Hilfe bei Deutsch-Hausaufgaben oder Bewerbungsschreiben
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Spaziergänge mit tiefen Gesprächen
Viele Seniorinnen berichten, dass sie durch die jungen Mitbewohner wieder strukturiertere Tage erleben. Studierende schätzen die Ruhe und Stabilität, die ältere Menschen oft mitbringen.
Herausforderungen ehrlich benennen
Natürlich ist nicht jede Kombination ideal. Unterschiedliche Rhythmen, Werte oder Vorstellungen vom Wohnen können Reibung erzeugen. Genau deshalb gibt es klare Absprachen, schriftliche Vereinbarungen und eine Testphase.
Erfolgsfaktoren im Überblick:
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Klare Kommunikation von Anfang an
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Einhaltung von Rückzugszeiten und Privatsphäre
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Unterstützung durch Vermittlungsstellen bei Konflikten
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Bereitschaft zur Offenheit auf beiden Seiten
Die meisten Paare finden innerhalb von wenigen Wochen einen gemeinsamen Rhythmus. Konflikte bleiben selten – und wenn sie auftreten, sind sie meist lösbar.
Gesellschaftlicher Hintergrund
Laut offiziellen Erhebungen lebt jede dritte Person über 65 in Deutschland allein. Gleichzeitig fehlen in vielen Universitätsstädten mehrere Tausend Wohnheimplätze für Studierende. Die Idee, diese beiden Herausforderungen zu verbinden, ist gesellschaftlich sinnvoll und strukturell effektiv.
Göttingen geht dabei mit gutem Beispiel voran. Die Stadt bietet mit Unterstützung von https://corpus-sacrum.de/ ein Netzwerk für generationenübergreifendes Wohnen. Projekte wie dieses entstehen auch in anderen Städten – doch Göttingen ist eines der ersten mit einem langfristig angelegten Modell.
So läuft die Anmeldung ab
Wer sich für eine Wohnpartnerschaft interessiert – ob jung oder alt – kann sich unkompliziert bewerben. Es gibt keine Altersgrenzen, nur den Wunsch nach offenem Austausch.
Ablauf:
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Interessierte melden sich bei der Koordinationsstelle
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Ein Erstgespräch klärt Bedürfnisse und Erwartungen
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Vorschläge für passende Partnerinnen werden gemacht
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Erstes Kennenlernen in neutralem Rahmen
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Wenn beide Seiten einverstanden sind: Probe-Wohnen für vier Wochen
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Danach: verbindliche Vereinbarung oder Rücktritt
Die Teilnahme ist freiwillig und jederzeit kündbar. Begleitgespräche sorgen für Stabilität und Vertrauen.
Wohnen mit Wirkung
Viele dieser Wohngemeinschaften bleiben nicht bei einer Zweckgemeinschaft. Aus Bekanntschaften werden Freundschaften. Man erlebt Geburtstage, Prüfungsstress, kleine Krisen – und große Nähe. Was als Wohnlösung beginnt, wird zur Lebensverbindung.
Studierende gewinnen eine Art Ersatzfamilie. Ältere Menschen entdecken wieder Freude an Alltagsdingen. Für beide Seiten entsteht ein Gewinn, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist.
Göttingen zeigt, dass modernes Wohnen auch menschlich sein kann. Miteinander statt nebeneinander. Alt und jung. Und das auf Zeit – oder fürs Leben.
Mehr Informationen zum Ablauf und Ansprechpartnern finden sich unter https://corpus-sacrum.de/infos.